Viele Haus- und Gartenbesitzer möchten zu ihrem Vergnügen einmal selbst Wein anbauen. Viele Fragen rund um die Pflanzung und Pflege müssen beantwortet werden, damit der Weinanbau auch über eine lange Zeit ein Vergnügen bleibt. Wir möchten ihnen – den Weinliebhabern – eine Anleitung an die Hand geben, um jedes Jahr gesunde Trauben ernten zu können.
Die Pflege der Hausrebe – Einleitung
Die schwierige Gewinnung von Tafeltrauben in Deutschland dürfte im Hinblick auf den gemeinsamen europäischen Markt aus wirtschaftlichen Gründen an Bedeutung verloren haben. Es ist heute auch im entlegensten Dorf möglich, fast zu jeder Jahreszeit in den klimatisch günstigeren südlichen Ländern erzeugte Esstrauben zu kaufen. Trotzdem sieht man überall in Deutschland bis in Höhenlagen von 500 bis 600 m über NN Hausreben zur Gewinnung von Tafeltrauben an geschützten Stellen. Die Bebe ist hierbei nicht nur auf die Weinbaugebiete beschränkt, sondern man findet sie bis in den hohen Norden und sogar an der Nord- und Ostsee und in den Gebirgen.
Die Gründe dieses weit verzweigten Anbaus dieser zu vielen Tausenden zählenden Hausrebstöcke dürften hauptsächlich in Folgendem liegen:
- Das Interesse an der Rebe durch Verbundenheit mit dem Weinbau, in dem man mal früher tätig war oder allgemein die Liebe zur Rebe und zum Wein. Dabei sind es viele Menschen, die aus Weinbaugegenden kommen und in irgendeinen Teil Deutschlands verschlagen wurden, in dem kein Weinbau betrieben wird. Auch viele, meistens ältere Leute, die passionierte Weintrinker sind, freuen sich an der Rebe und ihrem Erzeugnis.
- Der wirtschaftliche Wert in Form von selbsterzeugten, schmackhaften Trauben auf sonst ungenutzten Flächen.
- Das verhältnismäßig schnelle Überdecken von kahlen oder unschönen Gebäude- oder Mauerfronten, das meistens zur Verschönerung des Straßenbildes beiträgt.
- Das schnelle Überwuchern von Gartenhäusern, Lauben oder schattenspendenden Laubengängen.
Genau wie in den deutschen Weinbaugebieten ist die Qualität der erzeugten Trauben meistens je nach Jahrgang verschieden, so dass in manchen Jahren die Trauben gut reifen und in anderen unreif bleiben. Das Wesentlichste ist, dass der Anbauer von Hausreben zumindest etwas von der Heranzucht und Pflege versteht. Ein sich selbst überlassener Rebstock bleibt nur ein Sorgenkind und bringt meistens nur qualitativ schlechte Trauben. Für den, der sich mehr und intensiver mit dem Rebanbau und der Verwertung der Trauben befassen will, gibt es auch dem Laien verständliche Fachbücher, die über jede Weinbaulehranstalt nachgewiesen werden können.
Standort
Der Anbau als Laube oder im Freiland ist nur in Weinbau-gebieten in der Regel in Süd- bis Westlage erfolgversprechend. Sonst wird die Hausrebe nur an Süd-, Südwest- oder Westwänden reif, weil hier die Wärme durch die Mauern tagsüber gespeichert wird und nachts die Abkühlung mildert. Zur Verbesserung des Kleinklimas wirken auch noch anschließende Gebäude und mit Pflaster oder sonstigem Material befestigte Wege und Höfe. Es entsteht somit kleinklimatisch ein warmer Standort für die Hausrebe in rauen Gegenden, wo ein Anbau im Freiland überhaupt nicht möglich wäre.
Dort, wo regelmäßig Winterfröste bis unter -20°C vorkommen, sollte die Rebe nicht mehr angebaut werden. Der Standort darf auch keine stauende Nässe aufzeigen oder zu trocken sein. Durch Bodenverbesserung lässt sich praktisch überall Abhilfe schaffen, zumal gerade die mit starkwachsenden Unterlagen veredelte Tafeltraube (wie z. B. auf den Unterlagen 5 BB oder 5 C) keine allzugroßen Ansprüche stellt. Entscheidend ist auch die Sortenwahl.
Bezug und Pflanzung
Infolge des Reblausgesetzes dürfen praktisch nur veredelte „Pfropfreben“ angepflanzt werden. Diese gepfropften Reben bestehen aus einer Amerikaner = Unterlage (Wurzelstange), die reblausresistent ist, eine gute Wuchskraft besitzt und außerdem aus dem mit einem Auge aufgepfropftem Edelreis, das die jeweilig gewünschte Tafeltraube darstellt. Der Bezug sollte daher nur über Rebenveredlungsbetriebe oder Baumschulen in Weinbaugebieten erfolgen. Ein Nachweis kann über die Weinbauanstalten jederzeit erfolgen. In der Regel bekommt man mit der Pflanzrebe noch eine kurzgehaltene Anweisung zum Pflanzen und zur Pflege der Hausrebe.
Die Rebe wird meistens im Frühjahr in feuchtem Torf eingehüllt verschickt. Man packt sie vorsichtig aus und pflanzt sie entweder gleich oder schlägt sie bis über die Veredlungsstelle in mäßig feuchten Boden ein. Vor dem Pflanzen wird die Wurzelpfropfrebe zugeschnitten, d. h. die Wurzeln werden je nach Pflanzloch eingekürzt und die verholzten einjährigen dnnen Triebe werden auf ein sichtbares Rebauge (-Knospe) zurückgeschnitten, da sonst zu viele Rebtriebe austreiben.
Als Pflanzloch hebt man mit dem Spaten ein etwa 60 cm tiefes Loch aus. Zweckmäßig ist es auch die Sohle noch zu lockern und mit guter Muttererde, einwandfreiem Kompost oder Torfmull zu mischen. Als Vorratsdüngung kann man ca. 250-300 g eines Phosphorsäuredüngers (Thomasphosphat, Hyperphos u. a.) in die Grabensohle je qm einarbeiten. An Wänden pflanzt man die Rebe etwa 20 cm entfernt schräg ein, sonst jedoch gerade. Die zugeschnittene und vorher ca. l-2 Stunden ins Wasser gestellte Pflanzrebe wird so in das Loch gehalten, dass die Veredlungsstelle ungefähr mit dem umgebenden Erdboden gleich ist. Das Loch wird möglichst mit humoser, guter Gartenerde halbvoll gefüllt und dann der Boden gestampft, dass die Wurzel fest sitzt. Dann gießt man mit Wasser (ca. 3-5 l) das Loch voll und lässt den Boden absetzen. Man füllt danach mit Erde voll bis zur Veredlungsstelle und drückt leicht an. Den Pfropfkopf der Rebe bedeckt man mit einwandfreiem Sand oder leichtem Lehmboden, so dass sich ein kleiner Hügel über der Rebe bildet. Zweckmäßig schützt man die gepflanzte Hausrebe an Wänden dürfen einfaches Drahtgitter oder einen Holzverschlag. Ein Pfahl aus Holz oder Metall wird schon beim Pflanzen beigegeben. Aus dem kleinen Erdhügel erscheinen dann im Mai/Juni die ersten gelblichgrünen Triebchen.
Erziehung
Die Rebe ist ein Lianengewächs und bedarf einer Unterstützungsvorrichtung und eines alljährlichen Rückschnittes. An Wänden kann man Holzspaliere oder zweckmäßiger solche aus Draht anbringen. Die Holzlatten bzw. die Drähte sollen ca. 10-15 cm von der Wand abstehen, damit man die Rebteile auch anbinden kann. Im Freiland und bei Lauben wird zweckmäßig nur Draht genommen, ähnlich wie in Weinbergen.
Die nun aus der gepflanzten Rebe austreibenden Rebtriebchen werden bei einer Höhe von ca. 10 cm bis auf einen Trieb abgerissen (ausgebrochen). Dieser Trieb wird sofort an den beigegebenen Pfahl angebunden und dieses Anbinden beim Weiterwachsen bis zum Herbst wiederholt. Nach Möglichkeit soll dieser Trieb nicht eingekürzt werden. Im nächsten Frühjahr nach der Pflanzung beginnt das erste Beschneiden des Rebstöckchens kurz Rebschnitt genannt, wozu man eine gute, glattschneidende Schere benötigt. Der nunmehr bis zu 1,5 oder 2 m lang gewachsene und verholzte Trieb wird dabei stark zurückgeschnitten, wenn keine Maifröste mehr in der Gegend zu befürchten sind. Man schneidet etwa 3-5 Rebaugen, je nach Stärke und Länge des Triebes bis über den ersten Querdraht bzw. Querlatte des Spaliers, die sich um etwa 60-80 cm vom Boden her befinden.
Sobald die Rebaugen 2-3 cm (gegen Ende Mal) ausgetrieben sind, werden die Triebchen bis auf die oberen 3-5 im unteren Teil abgerissen (ausgebrochen) und es wachsen so später nur die oberen Triebe weiter. Dieser untere Teil bildet somit den Rebstamm für alle kommenden Jahre. Die oberen 3-5 Rebaugen bzw. -triebe kann man entweder gerade wachsen lassen und seitlich laufend während des Sommers anbinden oder man biegt sie um und befestigt somit das Triebende an der unteren Unterstützungsvorrichtung quer. Dadurch wird das erste Stück eines einarmigen Kordons gebildet, wobei die Triebe senkrecht hochwachsen und ebenfalls mit Bast oder Bindfaden angebunden werden. Ist der Wuchs nicht so stark, so schneidet man auf ca. 2 Augen zurück.
Im 3. Jahr ist nun bereits der 2. Arm des Kordons zu bilden indem beim senkrechten Wachsenlassen der Triebe die 2 untersten verholzten Triebe auf etwa 5-8 Augen nach 2 Seiten belassen und gerade angebunden werden. Ist bereits ein Kordonarm gebildet (3-5 Augen), dann schneidet man die senkrechten Triebe auf ca. 2 sichtbare Augen (Knospenanlagen) zurück. Der äußerste Trieb am Ende bleibt je nach Wachstum, länger mit ca. 4-6 Augen. Dieser wird dann scharf nach unten gebogen und angebunden. Er bildet die Verlängerung des bereits gebildeten Kordonarmes. Der 1. Trieb vom Stamm her kann, wenn er sich eignet, schart nach der entgegengesetzten Seite des bereits bestehenden Kordonarmes gebogen und angebunden werden. Er bildet mit ca. 4-7 Augen somit den 2. Arm des waagerechten Kordons. So gibt es bereits im 3. Jahr eine je nach Wachstum, Pflege und Sorte gute Ernte.
Der Schnitt der nächsten Jahre besteht nun darin, auf dem Kordonarm im Abstand von ca. 15-20 cm (Scherenlänge) Zapfen von zwei, höchstens drei Augen zu schneiden. Man bevorzugt dabei immer einen Trieb, der möglichst nahe am alten Holz sitzt. Manchmal sind auch kurze Strecker auf dem Kordonarm zu schneiden und bei zunehmendem Alter ist derselbe zu verjüngen. Beim Wandspalier sind etwa l-1,5 m über den unteren Kordonarmen später auf dieselbe Art und Welse durch einen senkrecht hochgezogenen Trieb erneut zwei Kordonarme zu bilden. Ausschläge (Triebe) aus dem alten Holz (Stamm, Kordonarme) werden entfernt, sofern sie nicht zur Ergänzung des Hebschnittes zur Bildung erwünschter Triebe und – besonders nach Frost – zum Neuaufbau und Verjüngung dienen. Man schneidet meistens zu viel auf und der Rebstock wird zu dicht. Sowohl im Weinberg als auch bei Hausstöcken werden alljährlich 80-90% des meistens einjährigen Holzes durch den Rebschnitt entfernt.
Anbinden
Totes Holz nach dem Rebschnitt (Gerten, Biegen)
Hierzu verwendet man am besten stärkeren Bindfaden, Plastikband, Weiden oder ähnliches Material. Zunächst erhält der Stamm ein festes Band und auch die Querarme eines Kordons sind laufend zu befestigen. Jährliche Kontrolle ist nötig, ob beim älteren Holz das Bindematerial nicht eingewachsen ist und einen Teil des Rebstockes abschnürt. Es kommt dies meistens bei Verwendung von Drahtmaterial in Frage. Der Hausrebstock sollte immer fest am Spalier vor dem Austrieb nach dem Schnitt befestigt sein. Dies gilt auch für die länger angeschnittenen einjährigen Ruten (Bogreben und Strecker), die am besten erst nach den Malfrösten, wenn der Rebstock bereits in Saft kommt, an die Unterstützung (Latten, Draht) möglichst flach angebunden werden.
Anbinden grüner Triebe (Heften der Sommertriebe)
Die Triebe der Reben besitzen Ranken, mit deren Hilfe sie sich an erreichbaren Gegenständen fest anheften. Es ist trotzdem notwendig, dass wir besonders bei den jüngeren Reben, die von Mal bis Juli stark wachsenden Sommertriebe mit Bast, Bindfaden u.a. etwa alle 8-14 Tage anbinden.
Es geschieht dies aus folgenden Gründen:
- Um das Abbrechen der Triebe zu verhindern;
- Um Licht und Luft an die Blätter bzw. Gescheine und Trauben zu bringen;
- Um dem Trieb, wenn erforderlich, die gewünschte Richtung für den kommenden Rebschnitt zu geben (Bildung des senkrechten Stammes, Kordon-Verlängerung, Verteilung der Triebe am Spalier).
Laubbehandlung
Grüne Rebtriebe können, wenn sie überflüssig sind, entfernt werden (Ausbrechen). Dies kommt zunächst bei den ein- und zweijährigen Jungreben in Frage. Im ersten Jahr ausbrechen auf ein Trieb als Stammbildner, 2. Jahr Ausbrechen der unteren Triebchen, vom Boden her und Belassung von nur 2-3 Triebchen im oberen Teil des Rebtriebes. Bei älteren Stöcken kann man alle überflüssigen Triebchen und Triebe, die am alten Holz (zwei- und mehrjähriges Holz) meistens ohne Trauben wachsen (Wasserschosse) entfernen, wenn sie nicht zum Verjüngen dienen. Außerdem können Triebchen noch entfernt werden, wenn sich zu viele Triebe an manchen Stellen bilden und den Stock zu sehr verdichten. Diese Arbeit soll erst nach den Spätfrösten gemacht werden. Die Triebchen lassen sich, wenn sie nicht zu lang sind, mit scharfem Ruck leicht, abreißen. In der Regel kommen unfruchtbare Triebe für das Ausbrechen in Frage.
Das Einkürzen oder Kappen wird bei den grünen Sommertrieben nach der Rebblüte, wenn sich die Beerchen bilden, vorgenommen. Je nach Wuchs werden dann über der obersten Traube 2—6 Blatt belassen und dann der Trieb mit einem scharten Messer oder einer Schere abgeschnitten. Es bilden sich danach jedoch verstärkt Geiztriebe (Seitentriebe), die dann auf zwei Blätter wieder eingekürzt werden. Diese Arbeit des Einkürzens erfordert viel Verständnis und kann auch unterlassen werden. Sie bewirkt aber eine bessere Ernährung der Traube und bringt Licht und Luft in den Hausrebstock.
Das Gipfeln wird vorgenommen, wenn die grünen Triebe mit dem Verholzen beginnen, was etwa Ende Juli bis Mitte August der Fall ist, und unterstützt somit die Traubenreife. Man unterbindet das weitere Wachsen der Triebe und läßt die Nährstoffe mehr den Trauben zukommen. Es kommt dies in Frage bei allen überhängenden und langen Trieben und sollte jedoch nicht so erfolgen, daß die Trauben vollkommen frei hängen und nicht genügend Laubmasse mehr da ist. Es geschieht dies am besten mit der Schere. Triebe, die für den Rebschnitt zur Verjüngung o. ä. dienen, werden nicht so stark eingekürzt. Bei dieser Arbeit ist auch an den kommenden Rebschnitt zu denken.
Abweichend von den vorher beschriebenen Laubarbeiten ist das Verhalten nach Frostschäden. Hier muss man darauf bedacht sein, so viel an, grüner Laubmasse stehenzulassen, dass der Saftdruck des Stockes einen Ausgleich hat.
Düngung, Wässerung und Bodenbearbeitung
Hausrebstöcke stehen meistens in jungfräulichen Boden, so dass sie in der Regel in den ersten Jahren kaum einer Düngung bedürfen. Ausnahmen hierzu sind sehr arme, steinige, sandige oder aufgefüllte Böden oder dann, wenn ein alter Hausstock ausgehauen wurde und nun an gleicher Stelle ein neuer gepflanzt wird. Praktisch kann man dem Hausrebstock bei geringer Bodenoberfläche nur mit einer Flüssigdüngung Nährstoffe zuführen, es sei denn, dass er einen größeren Standraum hat oder im Garten weinbergsmäßig oder als Laube gezogen wird. Als Humusdünger ist gut verrotteter Stallmist, Kompost ohne schädliche Zusätze, Torf oder torfähnlicher Dünger im Herbst flach einzuarbeiten. Jauche oder Abortdünger sind nur mäßig und am besten mit Wasser 1:1 verdünnt zu verabreichen. Handelsdünger können bzw. müssen bei schwach wachsenden und auch bei stark tragenden Hausreben zweckmäßig als Dunggüsse gegeben werden, beginnend im 2. Jahr der Pflanzung, besonders wenn das Triebwachstum nicht befriedigt.
Neben Einzeldüngern finden besser Volldünger mit allen Nährstoffen Verwendung. Je qm Wurzelfiäche verabreicht man 40 bis 50 g, am besten im Frühjahr. Hat der Hausstock viel Trauben angesetzt, so ist er auch für eine Nachdüngung nach der Blüte dankbar. Hier kann man auch Volldünger oder aber, sofern man im Frühjahr denselben nicht verabreicht hat, einen Stickstoffdünger, am besten in Salpeterform (ca. 25 g/qm), geben. Wesentlich ist, die Dünger nicht zu spät zu verabreichen, damit die Traubenfäule nicht begünstigt wird. Der Dünger wird auf dem Boden um den Stock verteilt und untergebracht, oder, was zweckmäßiger ist, in lauwarmem Wasser gut aufgelöst und an den Rebstock gegossen. Dabei macht man ein kleines Loch, lässt die Düngeflüssigkeit einziehen und deckt später wieder mit Erde zu. Hauptsächlich ältere Bebstöcke sind für jede Düngung dankbar, da sie die Nährstoffe im Boden der Umgebung im Laufe der Jahre aufgebraucht haben. Auch das mäßige Angießen (Wässern) ist, besonders in Trockenzeiten und bei Hausrebstöcken in Höfen oder am Haus mit kleiner Bodenfläche, unbedingt von Juni bis August in Abständen von ca. l—2 Wochen mit einwandfreiem Wasser erforderlich. Man soll aber nicht zu viel gießen, da dies ebenfalls Nachteile hat.
Die Bodenbearbeitung und Entfernung von Unkraut ist von Zeit zu Zeit flach vorzunehmen. Dabei müssen bei jüngeren Stöcken sich bildende Edelreiswurzeln an der Veredlungsstelle im Boden durch Messer oder Schere mit glattem Schnitt entfernt werden.
Krankheiten und Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge hat der Rebstock viele. Ohne eine Bekämpfung derselben hat man an der Hausrebe nicht viel Freude. Ein Pilz, der besonders Beben an Hausmauern befällt, ist vornehmlich das Oidium (echter Mehltau). Etwa ab Ende Juni, zunehmend bis zum Herbst, sind dann alle grünen Teile mit einem weißgrauen, muffig riechenden Belag überzogen. Befallene Trauben bleiben zurück und die Beeren platzen später auf und Traubenkerne werden sichtbar. Eine Bekämpfung ist in fast allen Fällen erforderlich und erfolgt mit Schwefel, durch den der Pilz abgetötet wird, und zwar mit Netzschwefel, der mit ca. 20 g auf 10 Liter in Abständen von ca. 10-14 Tagen ab Ende Mai, ggf. mit anderen Bekämpfungsmitteln kombiniert, in den Stock gespritzt wird. Man kann aber auch in kurzen Abständen Stäubeschwefel in den Stock blasen. Dazu verwendet man käufliche Handverstäuber, mit denen auch andere Mittel zu stäuben sind. Eine Methode, die der Verfasser schon seit Jahren mit bestem Erfolg empfiehlt, ist das Aufhängen von kleinen Säckchen aus Mull oder Damenstrümpfen, die in Abstand von ca. 1 m am Spalier unterhalb des Rebstockes verteilt angebracht und mit einer Handvoll (gelbem) Weinbergstäubeschwefel gefüllt werden. Man kann auch den Schwefel in kleinen Häufchen auf kleinen Blechstücken, Mauervorsprüngen o. ä. unterhalb des Stockes schütten und erreicht dieselbe Wirkung. Durch die Sonnenwärme verdampft der Schwefel allmählich und tötet so das Oidium ab. Die Säckchen bzw. der Schwefel sollten aber jährlich im Frühjahr erneuert werden. Zweckmäßig wird Schwefel nicht bei großer Hitze gestäubt oder gespritzt.
Die Peronospora (Falscher Mehltau) ist eine Hauptkrankheit des Weinstockes, die nur in manchen Jahren stärker auftritt. Die ersten Anzeichen des Pilzes zeigen sich als gelbliche Flecke auf der Oberseite des Rebblattes und weißliche Pilzrasen auf der Blattunterseite. Blütenstande (Gescheine) der Reben werden weiß und später braun. Blätter verdorren und an Trauben können später bläuliche, eingetrocknete Beeren (Lederbeeren) beobachtet werden. Wesentlich ist, daß der Pilz nur vorbeugend bekämpft werden kann.
Man verwendet dazu am besten sogenannte kupferfreie, organische Fungizide als Spritz- und Stäubemittel, weil sie auch die Wände nicht färben. Außerdem gibt es durch sie keine Verbrennungen. Es gibt eine Menge für den Weinbau geprüfter Präparate, die meistens mit 20 g je 10 Liter Spritzbrühe am besten gleichzeitig mit Netzschwefel in der gleichen Menge angesetzt und in den Stock eingespritzt werden. Ab Mitte Mai bis August sind die Spritzungen in Abständen von etwa 8-10 Tagen zu wiederholen.
Peronospora wird Hausreben nur gefährlich, wenn dieselben durch Regen, Tau oder Wasserdampf feucht werden. Bleibt das Blattwerk trocken, dann kann die Bekämpfung unterbleiben, dafür tritt aber Oidium um so stärker auf.
Sonstige Krankheiten sind am Hausrebstock kaum von Bedeutung, außer Botrytis. Dieser Pilz befällt in erster Linie die Trauben, besonders bei beginnender und vollkommener Reife, und bewirkt die so häufig auftretende Traubenfäulnis. Direkte Bekämpfungsmittel gibt es noch nicht, sie wären auch bei reifenden Trauben wegen des baldigen Verzehrs nicht angebracht.
Als indirekte Bekämpfung kommt das Freistellen der Trauben durch Laubwegnahme (Gipfeln), das Vermeiden zu dichter Laubbüschel um die Trauben, eine nur mäßige Düngung mit Stickstoff nach der Blüte und auch vorher, sowie eine regelmäßige Spritzung mit Peronospora- und Oidiummitteln in Frage.
Schild- und Schmierläuse sind sehr oft an älteren Hausrebstöcken zu finden. Es ist besonders die Schildlaus (Wollige Rebenschildlaus und Kleine Rebenschildlaus, auch als Zwetschgenschildlaus bekannt), die sich mit hochgewölbtem, bräunlich-ovalem Schild am alten Holz befindet und dort überwintert. Die Läuse saugen später an den Blättern. Letztere werden glänzend und klebrig und es siedeln sich Schwärzepilze (Rußtau) an. Der Stock beginnt bei starkem Befall zu verkümmern. Die Rebenschmierlaus überwintert in Ritzen von Rebholz und Pfählen und beginnt im Sommer mit ihrer Saugtätigkeit an den grünen Teilen der Hausrebe.
Man kann die Schildläuse nach dem Rebschnitt mechanisch ggf. mit einer Bürste entfernen. Erfolgversprechend sind die Mineralöl-Austriebsmittel, die ab Knospenschwellen angewandt werden können. 50 ccm von den Mitteln Diazinon-Öl oder Folidol-Öl werden in 10 Liter Wasser angesetzt und der gesamte Rebstock damit gründlich abgewaschen oder abgepinselt. Wesentlich ist, dass auch das Holz auf der Unterseite (nach der Wand zu) erfasst wird.
Bei der Kräuselkrankheit bleiben die Triebchen nach dem Austreiben klein, die Blättchen krümmen sich löffelartig und bei durchscheinendem Licht lassen sich die Stichstellen von Milben feststellen. Ähnliche Schäden entstehen auch bei dem Befall durch Rote Spinne (Obstbaumspinnmilbe), die als rötliches Winterei an den Knospen überwintert und später, mit einer Lupe erkennbar, an den Blättern saugt, so dass sie später eine bräunliche Farbe bekommen. Eine andere Milbe ist die Blattgallmilbe, bei deren Vorhandensein sich pockenartige Erhebungen auf der Blattoberseite und ein gelblicher bzw. weißlicher Haarfilz auf der Blattunterseite zeigen. Alle diese Milben können mit den vorher erwähnten Austriebsmitteln bekämpft werden. Im Sommer kann man noch organische Phosphorverbindungen gegen alle bisher genannten Schädlinge verspritzen. Weitere Schädlinge kommen nur gelegentlich an Hausreben vor. So kann der Traubenwickler auftreten, dessen Raupen zur Blüte die Gescheine fressen und verspinnen („Heuwurm“) und später in 2. Generation die Beeren befressen („Sauerwurm“). Die Bekämpfung erfolgt mit org. Phosphormitteln beim Vorhandensein der Würmchen oder vorbeugend mit einem DDT-Mittel. Der Rebstichler oder Zigarrenwickler ist ein Rüsselkäfer von ca. 6-9 mm Größe und metallisch grüner bzw. blauer Farbe. Er nagt an den Blättern in schmalen Streifen. Das Weibchen rollt selbst ein Blatt zusammen, das später verdorrt (Zigarrenwickel) und in dem es Eier abgelegt hat. Die Käfer können abgelesen oder mit einem DDT-Mittel bekämpft werden.
Es können örtlich bedingt noch andere Gelegenheitsschädlinge als Käfer oder Raupen auftreten, die dann in ähnlicher Weise zu bekämpfen sind, wie die vorher genannten Hauptschädlinge.
Sonstige Schäden
Schädigungen an Hausreben außer den genannten Krankheiten und Schädlingen, sind recht häufig. Zunächst können die Rebstöcke Frost- oder Hagelschäden erleiden, wobei die Blattmasse stark vermindert wird. Man muss dann dem Stock genügend grüne Triebe belassen und im kommenden Jahr ausgleichen. Oft wird ein radikaler Rückschnitt für den gesamten Rebstock erforderlich, um ihn aus ein oder zwei Trieben am unteren Stammende wieder neu aufzubauen. Es können auch Teile des Rebstockes aus irgendwelchen Gründen kümmern und später absterben. Auch hier sollte man, wenn nach Jahren keine Besserung eintritt, einen Rückschnitt vornehmen oder den Stock ganz beseitigen. Letzteres allerdings nur, wenn man ihn überhaupt nicht mehr aufbauen kann.
Häufig werden die Blätter gelb und der Stock wächst schlecht und kann zurückgehen. Hierbei handelt es sich um Chlorose, die auch im Weinberg vorkommt. Die Ursachen können vielfältiger Art sein. Einige davon sind Kalküberschuß im Boden, Mangel an irgendwelchem Nährstoff, Trockenheit oder Nässe im Übermaß, Nachwirkungen von Frost, Verletzungen, Vernachlässigung der Pflege. Abhilfe kann man nur schaffen, wenn man auch die Ursache genau erkennt. Am besten fragt man einen Fachmann nach der Ursache, ehe man den Rebstock eingehen lässt oder eine verkehrte Maßnahme ergreift.
Die Rebe ist sehr empfindlich gegen Unkrautbekämpfungsmittel auf Wuchsstoffbasis. Sie reagiert auf kleine Mengen dieser Mittel mit Kümmerwuchs und Abstoßen der Gescheine und Träubchen. Der Triebzuwachs bleibt so geschädigt, dass die Triebenden sich verkrümmen und die Blättchen ganz deformiert bleiben. Daher sollte man besonders in landwirtschaftlichen Gegenden in der Nähe von Rebstöcken keine wuchsstoffhaltigen Unkrautbekämpfungsmittel anwenden, ansetzen oder abfüllen und alle Geräte und Apparate, die irgendwie mit diesen Mitteln in Berührung kamen, vorher gründlichst reinigen, ehe man sie ggf. zur Bekämpfung oder zum Gießen von Hausreben benutzt. Auch Spuren dieser Mittel sind der Rebe gefährlich. Gegen Winterkälte sollen die Hausreben durch hohes Anhäufen der Erde oder Verkleidung mit Stroh, Mist, Tannenreisig usw. am Stamm geschützt werden.
Viele reifende und reife Trauben der Hausreben fallen alljährlich dem Fraß von Insekten und Vögeln zum Opfer. Wespen nagen die Traubenbeeren an und Bienen schädigen weiter. Die Trauben faulen frühzeitig und werden ungenießbar. Wirksamster Schutz ist das Eintüten oder Einbeuteln der Trauben oder Teile des Stockes mit Gazesäckchen, Vorhangstoff, Mull usw. Vögel und auch Mäuse kann man durch dichtschließende Netze oder einen engmaschigen Drahtschutz abhalten. Es gibt auch käufliche Kunststoffgespinste, die man über die Trauben hängen kann. Das Anlocken der Insekten (Wespen usw.) in Ködergläsern mit Geleewasser o. ä. hat nur einen Teilerfolg. Es können gegen Wespen auch chemische Spritz- und Stäubemittel mit kurzer Karenzzeit rechtzeitig, wenn dieselben mit dem Annagen beginnen, angewandt werden. Diese Maßnahme erfordert genaue Sachkenntnis und sollte nur dann vorgenommen werden, wenn sonst keine Möglichkeit der Abwehr besteht.
Ernte und Verwertung
Die Trauben sollen im reifen Zustand mit dem Messer oder einer Schere abgeschnitten werden. Sie reifen wie anderes Obst noch nach. Gegen Druck oder Stoß sind sie sehr empfindlich. Da sie auch leicht faulen, müssen sie öfters nachgesehen werden. Man verwahrt sie in kühlen und luftigen Räumen entweder flach in Steigen oder an Drähten oder Schnüren aufgehängt, dass sie sich gegenseitig nicht berühren. Trauben kann man auch länger frisch halten, wenn man sie mit einem Stück Trieb abschneidet und hell, luftig und kühl in ein Gefäß mit Wasser stellt, wie man es z. B. mit Blumen macht. Müssen Trauben aus irgendwelchen Gründen nicht vollreif (genussreich) geerntet werden, dann kann man sie unter Zusatz von Geliermitteln zu Gelee verarbeiten.
Es lässt sich auch Süßmost nach den bekannten Verfahren herstellen. Die Bereitung von Traubenwein rentiert sich erst ab einer gewissen Menge, etwa ab 28-30 kg. Trauben, die ca. um 20 Liter Most ergeben. Hier ist besonders Sauberkeit beim Auspressen erforderlich. Vergären kann man zweckmäßig in Glasballons, wobei allerdings dem Most Schwefel verabreicht werden muss. Bei der Weinbereitung ist besondere Sachkenntnis erforderlich, die man sich vorher aneignen sollte.
Im Vorstehenden wurde versucht, das Wesentlichste zur Anpflanzung und Pflege von Hausreben, sowie die Verwertung der erzeugten Trauben in gedrängter Form wiederzugeben. Auch dem, der nichts oder nicht genügend vom Anbau der Rebe versteht, soll damit eine Anleitung gegeben werden, dass er Freude und Erfolg mit seinen am Haus oder Garten angepflanzten Reben hat.
Literaturnachweis
Der vorliegende Text „Die Pflege der Hausrebe“ wurde dem Sonderdruck aus: Deutsches Weinbau-Jahrbuch 1968. Waldkircher Verlagsgesellschaft mbH., 7808 Waldkirch entnommen.
Schrifttum:
Weinbauschule Eltville/Rheingau; 5 Mitteilungen an alle Hausrebstockbesitzer in Hessen während des Sommers 1954.
Dr. H. Zillig, Bernkastel-Kues: Gesunde Trauben an Lauben und Mauern, 1942, Flugblatt Nr. 181 der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin-Dahlem.
Direktor Friedrich Gräter, Weinsberg; Tafeltraubenzucht an sonnigen Gebäudewänden, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1949
Rebenveredlungsbetrieb Dubernell und Grodnick, Hessloch/Rheinhessen: Anleitung zur Pflanzung und Aufzucht von Tafeltrauben 1966.
Curt Hitschke, Baumschulen, Niederwalluf/Rheingau; Weinreben pflanzt und pflegt man so … 1966. Abb. 1-8: Kronebach