Auf den Spuren des Weinbaus – vorbei an Schlössern, Winzerhäusern und schönen Aussichten
Diese Wanderung stellt eine Möglichkeit dar, die Kulturlandschaft der Lößnitz zu erleben: Wir folgen bei dieser Wanderung den Wegen der Winzer und genießen die weiten Ausblicke über Radebeul zur linkselbischen Hochfläche mit ihren Tälern bis über das Stadtgebiet von Dresden hinaus zu den charakteristischen Felsformationen der Sächsischen Schweiz.
In der ca. 5-stündigen Wanderung mit wechselnden mäßigen Auf- und Abstiegen erhalten wir vielfältige Eindrücke aus Geschichte und Gegenwart des Weinanbaus.
Wegvorschlag zur Wanderung
Die Anfahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung erfolgt wahlweise über die Haltestelle Hauptstraße der Linie 4 oder den Bahnhof Radebeul-Ost der S-Bahn. Die Route führt die Eduard-Bilz-Straße entlang zu einem kleinen Platz mit einem Gedenkstein für Eduard Bilz. Hier erfolgt ein Abstecher zum Augustusweg 48, dem Haus Sorgenfrei (1). Dieses Haus wird heute als Hotel mit Gourmet-Restaurant und Weinkeller geführt.
Zurück zur Eduard-Bilz-Straße erreicht man an der Ecke Weinbergstraße rechts das Haus Albertsberg (2). Verfolgt man die Straße weiter, kommt bei Nr. 53 die ehemalige Bilz Natur-Heilanstalt (3) in Sicht. Den Hohlweg bergan eröffnet sich ein herrlicher Rundblick über Radebeul. Der Weg führt zurück auf die Weinbergstraße, vorbei anBennoschlößchen (4) und Winzerhäusern (5). Der Schlußstein am Torbogen des Hauses Weinbergstraße 40 enthält u.a. die Initialen der Freimaurer. Haus Lorenz (Nr. 28) mit Fachwerkarchitektur und Walmdach steht, wie viele hier, unter Denkmalschutz. Nach rechts führt der Eggersweg durch die Weinberge zum Spitzhaus (6) Am Bismarckturm (7) vorbei gelangt man zurSpitzhaustreppe (8). An deren unterem Ende befindet sich das Tor zum Weingut „Goldener Wagen“ (9). Einige weitere Stufen enden an der Hoflößnitzstraße. Nach links führt ein Abstecher bis zur Kreuzung Weinbergstraße, dem Standort des Meinholdschen Turmhauses (10). Über den Knohllweg führt die Tour zum Schloß Hoflößnitz (11). Der Hoflößnitzstraße folgend, gelangt man zur Lößnitzgrundstraße, vorbei an der Grundmühle. Nach links gewandt, überquert man die Gleise der Lößnitzbahn und den Lößnitzbach. Die Wanderung wird nach rechts in die Paradiesstraße fortgesetzt. Den weiteren Weg säumt die Bruchsteinmauer desGrundhofes (12). Nach Überquerung der Jägerhofstraße wandert man weiter nach links in den Weg „Auf den Bergen“ bis zum Paradies (13). Die Jägerstraße geht in den Höhenweg über. Die Route führt nach links über die „Finstere Gasse“ bergab zur „Oberen Bergstraße“. Dort passiert man dasMinckwitzsche Weingut (14). Verfolgt man diese Straße weiter, kommt man linker Hand an der ehemaligen Sektkellerei Bussard (15) vorbei. Von der Wendeschleife am Ende der Straße aus erreicht man über eine kleine Treppe die Moritzburger Straße, in die links eingebogen wird. An der Mohrenstraße passiert man das Mohrenhaus (16). Diese Straße bergan führt am Neufriedstein (17) vorbei über die Ebenberge zur Volkssternwarte (18). Am Jacobstein (19) vorbei verläuft der Weg zum Schloss Wackerbarths Ruhe (20). Die Straßenbahnhaltestelle der Linie 4 für die Rückfahrt liegt direkt vor der Schloßanlage.
Sie können sich hier den Routenplan für die Wanderung downloaden: Wanderung
Haus Sorgenfrei
(1) Dieses Haus ist einer der bedeutendsten Herrensitze in der Lößnitz. Im spätbarocken, dem Empire zugewandten, Baustil entstand es in den Jahren 1786-1789 für den Dresdner Bankier Christian Friedrich von Gregory, nach Plänen des Dresdner Architekten Johann August Giesel. Wahrscheinlich ist Sorgenfrei der Umbau einer älteren Anlage. Es ist das einzige im sogenannten Zopfstil im Stadtgebiet. Eine Baumallee führt zu dem Herrenhaus mit Turmaufbau, das mit Fruchtgehängen, Vasen und einer Uhr geschmückt ist. Die Wetterfahne zeigt den Gregoryschen Greifen. Vor der Orangerie/Gartensaal mit seinem die ganze Länge einnehmenden über beide Geschosse reichenden Saal befindet sich eine kleine französische Gartenanlage. In der Umgebung des Hauptgebäudes stehen noch ein Pavillionbau und ein Haus für Bedienstete, bergseitig mit Jahreszahl MDCCLXXXVIII ein Presshaus und Stallungen. Auf diesem Grundstück lebten auch das Malerehepaar Erhard Hippold und Gussy Hippold-Ahnert.
Haus Albertsberg
(2) Das Gebäude mit seinem heutigen neubarocken Aussehen hat eine seit dem 17. Jahrhundert anhaltende wechselvolle Baugeschichte hinter sich. 1627 erwarb der Dresdner Bürgermeister Sigmund Otto den Weinberg. Am Rundbogen der Eingangspforte steht „Albertsberg 1660“. Dies ist interessant, weist doch die Jahreszahl auf eine Zeit hin, als überall im Lande nach dem Friedensschluß des Dreißigjährigen Krieges 1648 reges Bauleben einsetzte. Besonders die Weinbaugebiete vor den Toren Dresdens waren davon betroffen. Die Besitzer wechselten ständig. Unterhalb des Hauses erstreckte sich bis zum Augustusweg der zugehörige Weinberg. 1994/95 wurde er vollständig mit Wohnhäusern bebaut.
Bilz Natur-Heilanstalt
(3) Dieses Gebäude wird meist kurz Bilzsanatorium genannt. Es wurde Ende des 19. Jh. erbaut und zählt neben dem Bilz-Bad zu den bekanntesten Hinterlassenschaften des berühmten Lebens- und Gesundheitsreformers Eduard Bilz. Halb im Hang wird es leider von einem unschönen Neubau etwas verdeckt. Bilz hatte dieses Grundstück ausgewählt, weil es in dem Weinberg Quellen, zwei kleine Teiche und eine Villa gab, die über eine römische Badestube, Backofen, Weinpresse sowie Kuh- und Pferdestall verfügte. 1895 wurde das große Kurhaus I fertig, bald folgten II und III. 1898 kaufte Bilz das Haus Augustusweg 110 und es wurde Kurhaus IV. So hatte das Sanatorium zur Jahrhundertwende 180 Betten und war mit allen damaligen Erfordernissen ausgestattet. 1941 wurde die Heilanstalt als Lazarett beschlagnahmt. Nach 1945 dienten die Gebäude als Finanz-Schule und als Internat des Lehrerbildungsinstitutes. Die weitere Nutzung ist noch unbestimmt.
Bennoschlößchen
(4) Die volkstümliche Namensgebung erinnert an den Meißner Bischof Benno (1010-1107) und dessen Verdienste um den Weinbau. Das zweigeschossige Renaissancegebäude hat einen nahezu quadratischen Grundriß. Seine charakteristischen Giebel zeigen in die vier Himmelsrichtungen. 1570 ließ es der Verwalter der kurfürstlichen Güter errichten. Als steinernes Haus erbaut, zeigt es durchaus höfische Präsenz, ohne jedoch den Anspruch an ein Schloß zu erheben. Diese Bezeichnung ist neueren Datums. Es gilt heute als das älteste erhalten gebliebene Herrenhaus der Lößnitz. Die Bezeichnung „Steinernes Haus“ weist daraufhin, daß es sich von der damals üblichen Fachwerkbauweise unterschied.
Winzerhäuser
(5) Die Entstehung dieser Häuser an der Weinbergstraße geht teils bis ins 17. Jahrhundert zurück. Oft mit verbreiterten Wänden, auch Fachwerk sowie alten Toren und Eingängen in die Weinberge, sind sie eher schlicht, stehen aber in schönem Einklang mit ihrer Umgebung. Die Häuser verfügen in der Regel über tiefliegende, kühle Weinkeller. An den historischen Gebäuden geben Tafeln Auskunft zu ihrer Geschichte. So wurde z. B. Nr. 16 vermutlich 1650 erbaut. Nr. 20 ist nach dem Maler und Professor der Dresdener Kunstakademie Moritz Retzsch (1779-1857) benannt, der hier lebte.
Spitzhaus
(6) Das Spitzhaus ist durch seine weithin sichtbare Erscheinung eines der Wahrzeichen der Lößnitz, obwohl es infolge mehrerer Umbauten von seiner einstigen Wirkung als „Hohes Haus“ eingebüßt hat. Seit 1622 steht es auf dem Weinberg, zunächst im Besitz der Familie von Wolfframsdorf, dann dem General von Flemming gehörend, der es 1707 der Gräfin Cosel schenkte. Von ihr kaufte es 3 Jahre später August der Starke und es verblieb dann bis Ende des 19. Jahrhunderts bei den Wettinem. August der Starke hatte durch Erwerb des Wolfframsdorfschen Weinberges und weiterer An- und Verkaufsaktivitäten eine zusammenhängende Abrundung seines Besitzes in der Hoflößnitz erreicht. Damit war die Verbindung mit dem von Kurfürst Johann Georg I. veranlaßten und 1649-1650 durch Ezechiel Eckardt erbauten Lust- und Berghaus (heutiges Schloß Hoflößnitz) hergestellt. Eine Voraussetzung für Augusts weitgreifende Vorstellungen zur baulichen Anlage einer barocken Festplatzgestaltung. Im Lößnitzer Manual ist der 18. November 1715 festgehalten, an dem der König auf die Höhe gestiegen ist, „umb die Situation zu recognoscieren“. Nach vielen wechselnden Besitzern erwarb es die Stadt im Jahre 1996 und verkaufte es an eine Radebeuler Familie, die es als Gaststätte betreibt.
Bismarckturm
(7) Der Turm wurde 1907 nach einem Entwurf von Wilhelm Kreis, dem Architekten des Hygiene-Museums und des Neubaus der Augustusbrücke, errichtet. Auf dem 4 m hohen quadratischen Unterbau (Kantenlänge 8,3 m x 8,3 m) ragt eine 7,5 m hohe zylindrische Säule auf. Auf dieser Säule ist ein offener Turmabschluß mit 10 kurzen Deckenpfeilem angebracht. Durch den vorgelagerten Eingang (Nordseite) mit Bismarck-Wappen im Giebeldreieck gelangt man in den mit 8 Nischen ausgelegten Innenraum des Turmes. Die Steine des Außenmauerwerks wurden bogenförmig versetzt angeordnet. Finanziert wurde der Turm komplett aus Spenden. Sogar Karl May spendete für den Turmbau. Er war mit dem Architekten Wilhelm Kreis befreundet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 16.000 Mark. Seine Höhe beträgt 18 m. Im Jahr 1913 plante man, den Turm durch Einbau einer Treppe zum Aussichtsturm umzubauen, was aber aus finanziellen Gründen scheiterte. Nach dem 2. Weltkrieg wurden alle Hinweise auf Bismarck entfernt.
Spitzhaustreppe
(8) Ein großes Treppenprojekt anstelle des alten Stufenweges sollte in axialer Ausrichtung die Verbindung vom Treppenturm des Lust- und Berghauses zu einem auf der Höhe stehenden 16m langen und 8 m breiten Weinfaß als „sprechende Architektur“ herstellen. Die Treppe sollte in einer zweigeschossigen segmentbogigen Kolonnadenanlage enden. Innen war ein Speisesaal für die „Herren-Tafel“ vorgesehen. Vorhandene Risse und Entwürfe lassen auf die Mitwirkung Pöppelmanns und Longelunes schließen, wie auch die eigenhändigen Korrekturen und Signaturen das persönliche Interesse von August II. bezeugen. Zu Lebzeiten des Königs wurde keines seiner Vorhaben mehr verwirklicht. Eine gegenüber der ursprünglichen Planung abweichende bescheidenere Lösung, um 100 m verkürzt, mit oben an der Mauer befindlichem Nischenpavillion entstand 1747-1750. Sie wurde 1845/46 nochmals umgestaltet und 1992 in dieser Fassung wiederhergestellt. Wanderer, zählen Sie die Stufen!
Tor zum Weingut „Goldener Wagen“
(9) Das große prächtige Eingangstor zeigt auf dem Torstein eine Figur mit Traube am Stab, die sich auf festliche Umzüge zur Weinlese beziehen könnte.
Meinholdsches Turmhaus
(10) Die Bautätigkeit reicht wahrscheinlich schon bis ins 17. Jahrhundert zurück. Mitte des 18. Jahrhunderts entstand dann ein dreigeschossiger, später auf zwei Stockwerke verringerter Turm, auf dessen Dach sich eine Wetterfahne mit der Fortuna, die eine Weintraube trägt, im Winde dreht. 1792 wurde das Haus vom einstigen Hofbuchdrucker Carl Christian Meinhold erworben. Er trug maßgeblich zur Entwicklung des Druckgewerbes in Dresden bei. Das Monogramm C.C.M. auf der Wetterfahne wird mit ihm in Zusammenhang gebracht. An den vorderen Fassaden des Turmhauses und des später errichteten Herrenhauses im italienischen Landhausstil rankt sich Wein an den Spalieren.
Schloss Hoflößnitz
(11) Das einstige Pressgebäude mit Wohnung für den Bergverwalter und ein kleiner Wasserturm, wurde durch Landbaumeister Ezechiel Eckardt, wie schon unter /6/ erwähnt, bis 1650 als fürstliches Wohnhaus für Johann Georg I. für seine Aufenthalte während der Weinlese errichtet. Der Name „Schloss Hoflößnitz“ hat sich erst in jüngerer Zeit gegenüber der Bezeichnung Lust- und Berghaus durchgesetzt. Das Gebäude ist der Renaissance zuzuordnen und hat seine Form bis heute bewahrt. Die weiteren Gebäude, wie das Kavalier- und Pressenhaus, Schoppenstube und Winzerhaus wurden, nachdem das alte Presshaus 1824 abbrannte, im 19. Jahrhundert umgebaut bzw. neu errichtet. Durch den vorgelagerten Treppenturm gelangt man in das obere in Fachwerk ausgeführte Stockwerk. Dort befindet sich ein Festsaal mit überraschend reicher, phantasievoller Bildausstattung. Große Wandtafelbilder zeigen 16 Tugenden in Frauengestalt.
In 80 Feldern der Holzbalkendecke sind auf Leinwand gemalte tropische Vögel des Holländers Albert Eyckhout zu sehen. Sie gehen wohl auf Eindrücke zurück, die Eyckhout 1653-1663 als Teilnehmer an einer Expedition nach Brasilien sammelte. Die Bilder werden in den Jahren seines Wirkens als Hofmaler in Dresden entstanden sein. Die angrenzenden Privatgemächer des Kurfürsten und seiner Gemahlin sind ebenfalls mit Bildprogrammen ausgestaltet. Die mythologischen Szenen zu weissagenden Sibyllen sind als Reverenz an die Kurfürstinnen, die Sibylle im Vornamen tragen, zu verstehen. Auch das Thema der Jagd, sowie christliche Glaubensinhalte wurden ins Bild gesetzt. Wände und Decke im Schlafzimmer des Kurfürsten bieten eine bewegte Szenerie phantastischer Meerestiere und ringender Najaden. Im unteren Geschoß befinden sich Wirtschafts- und Aufenthaltsräume. Die Stiftung Weingutmuseum Hoflößnitz zeigt hier neben einer kleinen weinkundlichen Dauerausstellung wechselnde Beiträge zur Geschichte des Weinbaus. Die große hölzerne Weinpresse stammt vom einst größten Weingut in Wahnsdorf, Graue Presse.
Grundhof
(12) Der Grundhof war im 17. Jahrhundert einer der bedeutendsten Weinbergbesitze der Lößnitz. Der Gebäudekomplex, dessen Hauptgebäude ein zweigeschossiges langgestrecktes Haus mit Walmdach ist, wurde 1696 erbaut. Es entstand aus einem um 1650 errichteten Weinberghaus durch Um- und Ausbau. Das Turmhaus und die Pavillionbauten entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts, das vom zur Straße gelegene Wohnhaus Anfang des vergangenen Jahrhunderts . Hier lebte bis zu seinem Tod der Maler Karl Kröner (18 87-1972), zur Zeit seiner Übersiedlung von Dresden nach Radebeul kurzzeitig auch der mit ihm befreundete Paul Wilhelm (1886-1965). Beide Künstler wie auch der ihnen nahestehende Theodor Rosenhauer (1901-1997) haben jeder in ganz eigener Weise ihr Landschaftserlebnis der Lößnitz geformt und weit über den topographischen Reiz hinaus in eine künstlerische Lebenssicht verwandelt. Auch heute ist ein Künstlerehepaar hier zu Hause.
Paradies
(13) Dieses einst beliebte Ausflugslokal mit schönem Ausblick bis nach Dresden wurde gern vom letzten sächsischen König besucht, der sich hier die einfache Kost für den Wanderer munden ließ. Schon in einem Vorgängerbau betrieb der Leibjäger der Weinbergsbesitzerin, seit 1840 von ihr als Pächter eingesetzt, einen Weinausschank. Unweit davon befindet sich das Grundstück am Höhenweg 5, wo seit 1878 in einem einstigen Weinberghaus die ebenfalls beliebte ehemalige Gastwirtschaft Sängerhöhe für lange Zeit ein vielbesuchtes Ausflugsziel, insbesondere von Gesangsvereinen, war.
Minckwitzsches Weingut
(14) Der ausgedehnte Minckwitzsche Weinberg verfügt über eine der besten Lagen in der Lößnitz. Seine Anlage geht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Auf dem Bergsporn wurde 1729 das zweigeschossige Lusthaus mit dem über eine Freitreppe zugängigen Saal im Obergeschoß erbaut. Das steile Zeltdach schmückt ein Dachreiter mit Wetterfahne, im Park hat sich noch ein achteckiger Pavillon erhalten.
Die Weinberganlage wurde 1850 vom königlichen Kammerherrn von Minckwitz erworben und verblieb zum Teil bis heute im Besitz seiner Nachfahren. Das turmartige Berghaus vermag sich mit seinen vergleichsweise kleinen Abmessungen in seiner schönen Schlichtheit erstaunlich gut gegenüber den immer größer werdenden Bauten aus nachfolgenden Zeiten zu behaupten. Am unteren Ende des Berges liegt das Herrenhaus. Herr Wolfram von Minckwitz begann bereits 1988 mit Restaurierungsarbeiten am großen Pavillon, um ihn vor dem Verfall zu bewahren.
Ehemalige Sektkellerei Bussard
(15) Die Sektkellerei zählte zu den ersten ihrer Art in Deutschland. 1836 wurde die „Fabrik für moussierende Weine“ als AG mit einem Kapital von l .000 Talern gegründet. 1897 wurde die AG unter dem neuen Namen „Sektkellerei Bussard GmbH“ weitergeführt. Bereits im ersten Jahr belief sich die Produktion auf 37.000 Flaschen. Im Gebäude befand sich ein anspruchsvolles Restaurant und im oberen Geschoß verschiedene Gesellschaftsräume. Zunächst wurden ausschließlich einheimische Weine nach der Champagnermethode im Rüttelverfahren verarbeitet. Die Einrichtung des Betriebes und seine technische Leitung übernahm der Kellermeister Mouzon aus Reims. Die Winzer fanden so in den noch ertragreichen Jahren eine gute Absatzmöglichkeit, die bis 1880 anhielt. Mit dem Niedergang des Weinbaus in der Lößnitz wurden dann Weine anderer Anbauregionen verarbeitet. Nach 1978 erfolgte die Übernahme der Sektproduktion in das jetzige Sächsische Staatsweingut Wackerbarths Ruhe. Das historische Gebäude wird für Wohnzwecke, bei Wahrung denkmalpflegerischer Belange, umgestaltet.
Mohrenhaus
(16) Sein Besitzer, der Mitgründer der Champagnerfabrik Ludwig Pilgrim, zählte hier u.a. den Dichter Jean Paul, Ludwig Tieck wie auch Carl Maria von Weber zu seinen Gästen.
Neufriedstein
(17) Das Gelände des Berghauses Neufriedstein war einst mit dem tiefergelegenen Altfriedstein verbunden. Neufriedstein ließ 1771/72 die Dresdner Kaufmannsfamilie Ehrlich errichten, wie auch das früher dazugehörende langgestreckte Herrenhaus mit Mansardendach. Das Berghaus, später auch Maitressenschlößchen genannt, war durch eine Treppe mit dem Herrenhaus verbunden. Das Lusthaus hat einen achteckigen Mittelsaal, an den sich zu beiden Seiten quadratische Räume anschließen. Vor dem Mittelbau schließt sich eine Aussichtsterrasse an. Der tiefer gelegene Herrensitz Altfriedstein wurde 1742 erbaut und war kurzzeitig auch im Besitz des Grafen Brühl. Die nahegelegene Brunnenanlage von 1790 in der dreibogigen Stützmauer ist später durch die Anlage einer Straße vom Grundstück getrennt worden.
Volkssternwarte
(18) Auf der Höhe der Weinberge ist der weiße Flachbau der Sternwarte „Adolf Diesterweg“ neben dem Kuppelgebäude des großen Fernrohres zu sehen. Dass diese Sternwarte existiert, ist in erster Linie dem Lehrer Rüdiger Kollar zu verdanken. Das Gelände wurde vom Volksweingut zur Verfügung gestellt. Die Einrührung des Astronomieunterrichtes in den Oberschulen stellte bald neue Aufgaben. Am 15.10.1961 wurde das Unterkunftsgebäude mit Vortragsraum eingeweiht. Alle Arbeiten wurden im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes ohne Entgelt geleistet. Am 03.10.1969 konnte das neue feste Gebäude mit Planetarium und Kuppel der Öffentlichkeit übergeben werden. Das 25jährige Bestehen gab den Anlaß, das bisherige Kleinplanetarium durch ein neues Zeiss-Planetarium zu ersetzen. Bei gutem Wetter hat man von der Aussichtsplattform beste Sicht von der Sächsischen Schweiz über das Osterzgebirge bis zum Meißner Dom.
Jakobstein
(19) Seit über 250 Jahren grüßt dieses weithin sichtbare Gebäude Gäste und Einwohner der Stadt. Der Hofböttchermeister Jacob Krause aus Dresden kaufte von Naundorfer Bauern mehrere Bergteile und 1738 von Frau Charitas Lingke die Weinberge „Fliegenwedel“ und „Bischof“. Das 1742 errichtete Lusthäuschen war als Krönung des Besitzes gedacht. Es steht auf einem vorspringenden Stein, direkt auf dem felsigen Grund. Der einzige Raum ist unterkellert und mit einem kuppelartigen Gewölbe abgeschlossen. Dieses trägt den Bacchusknaben, der in der linken Hand den Bacchantenstab hält. Ein Inventarverzeichnis aus dem 18. Jh. gibt Auskunft über die Innenausstattung: „… ein gemalet Faß mit runder Tischplatte, zwei Lehnstühle mit grauer Leinewand bezogen, 8 eiserne kleine Böller (zum Vertreiben der Vögel), eine Keule zum Laden derselben. Schießpulver und verschiedene Geräte zur Weinbergarbeit“. Der Jacobstein gehört zu Wackerbarths Ruhe und ist nicht über öffentliche Wege zu erreichen.
Schloss Wackerbarths Ruhe
(20) Dieser Landsitz ist neben der Hoflößnitz der bedeutendste in Radebeul. Bauherr war der Reichsgraf August Christoph von Wackerbarth. 1727-1729 erwarb er 23 Landstücke von Naundorfer Bauern. Später kamen noch mehrere Stücke hinzu. Nach Plänen des Landbaumeisters Johann Christoph Knöffel ließ er das barocke Herrenhaus mit großzügiger Gartenanlage und einem Lusthäuschen, das Belvedere, errichten. Das Palais war gerade drei Jahre fertig, als Wackerbarth starb. 1764 mußte der Besitz versteigert werden. Es folgte eine endlos lange Reihe von Besitzern. 1941 kaufte das Land Sachsen die Weinberge. 1957 wurde es vom VEG Weinbau übernommen und für die Leitung des Betriebes genutzt. Das heutige Sächsische Staatsweingut „Wackerbarths Ruhe“ bietet neben Führungen auch Weinverkostungen und Verkauf an.
Quelle für Text- und Bildmaterial: Historischer Wanderleitfaden Heft 4 – „Zwischen Lößnitz, Friedewald und Moritzburger Teichgebiet“. Herausgeber: QAD mbH, Dresden. November 2002.